Ein denkwürdiger 9. Nov. 2016 mit einem Präsidenten Trump in den U.S.A., der sogleich die Populisten der Nordhalbkugel begeistert. Die weißen Palast- und Mauerbauer Trump und Putin folgen auf diejenigen, die wie Reagan und Gorbatschow noch Mauern einreißen ließen. Diese unter den Vorzeichen des Neoliberalismus eingerissenen Wälle sind den Konservativen nun auf die Füße gefallen und sie sehen im Mauerbau überall auf der Welt die Rettung, um die Folgen ihrer Politik, die sie nun dem „Establishment“ zuschreiben, dem sie ja selbst angehören. Sie sind privilegiert, weil sie sich durch die entfesselte Weltwirtschaft bereichern konnten. Doch wollen die Populisten nicht die Selbstbestimmung der Menschen hinnehmen, die sie nun vorgeben, im kleinteiligen autonomen Wirtschaften zu sehen. Verträge und das mühselige Aushandeln von Kompromissen mit anderen sind ihnen ein Dorn im Auge.
Sie werden den soeben bekämpften Islamisten und den Guerillatruppen in Lateinamerika, die in Friedensprozesse einbezogen worden sind, erneut Auftrieb verschaffen. Diese Konfliktlinien zwischen Norden und Süden werden ohne Bemühungen, den Wohlstand des Nordens der Nordhalbkugel auszugleichen und zu teilen, erneut verschärft.
Europa allerdings droht, von Russland und den USA in die Zange genommen zu werden. Doch bleiben Kanada und China als Verbündete und Partner sowie in Zukunft die Arabische Welt und Afrika.
Das geschmähte CETA-Abkommen der EU mit Kanada wird sich als Glücksfall und als Anker gegenüber den Absetzbewegungen der USA erweisen, so wie Schottland als ein Unterpfand Europas gegen die britischen Autonomiebestrebungen nützlich sein wird. Das Schweigen Englands nach der Wahlnacht in den USA ist bezeichnend, denn mit dem Ruf nach Reindustrialisierung, den die Trump-Wähler erhoben haben, wird auch der Finger in die Wunde der Folgen der Deindustrialisierung von Thatcher gelegt. Den Dienstleistungsgesellschaften droht ein Fiasko, wenn sie ihre Rettung im Separatismus suchen.
Die größte Ironie der Politik von Trump ist die „Chinesische Mauer“, die Trump gegen die Mexikaner errichten will. Ein Konjunkturprogramm auf Pump, das den u.s.- amerikanischen Haushalt ruinieren wird, falls er dazu auch noch die Zechen und Stahlwerke in Pennsylvania wiederbeleben wird, um wenigstens einen Teil seiner Wahlversprechen zu erfüllen. Dann würde er in den USA auch noch die Spaltung zwischen der fortschrittlichen Westküste und der Ostküste verstärken, zwischen denen die Rocky Mountains weiterhin eine natürliche Mauer bilden würden. Denn die Westküste beheimatet mit dem „Silicon Valley“ die fortschrittlichen Industrien und bringt die Integration von Latinos und Asiaten sowie von Menschen unterschiedlicher Orientierung voran.
exzellente Analyse !
Lieber Hannes, interessanter Artikel, keine schlechte Analyse. Doch die Einschätzung zu CETA teile ich nicht. Das ist kein Beispiel für Verträge, die offen und gleichberechtigt Kompromisse aushandeln, sondern ein Oktroy, so wie sogenannten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA), die Europa zur Zeit mit Ostarika aushandelt.